Geocaching Blog Schweiz

Aktuelles rund um Geocaching in der Schweiz

Nachhaltigkeit beim Geocaching, gegenseitiger Respekt und Wertschätzung im “öffentlichen” Raum.

| 4 Kommentare

Ich möchte ein Thema anschneiden, welches mich aus aktuellem Anlass nun auch direkt betrifft.

Jeder, der schon einen Cache versteckt hat, wird sich seine Gedanken gemacht haben, wo er den Cache verstecken will. Auf Privateigentum wie Gärten, Wiesen usw. wird normalerweise Rücksicht genommen – so weit so gut.

Da ich für meinen ersten Cache beabsichtige etwas aufwändigere Stationen im Wald zu bauen und von den Örtlichkeiten her ziemlich an ein paar Fixpunkte gebunden bin, habe ich mich mit dem zuständigern Förster in Verbindung gesetzt. Eigentlich wollte ich nur schnell sein OK haben, dass er mit 2-3 Tupperdosen in seinem Wald leben kann.

Nun kam es aber anders:

Als ich das erste mal beim Förster angerufen habe, klang er überhaupt nicht abgeneigt. Er habe sich schon ein paar mal von Bekannten erklären lassen, was dieses Geocaching sei. In seinem Revier liegen bereits einige Schachteln, hat er mir erzählt. Er habe von Freunden bereits Karten erhalten, welche die Stationen aufzeigen (anm. es waren GoogleMaps Ausdrucke von GC.com). Ich habe ihn dann noch mit offiziellen Infos und den Cachenotes versorgt, damit er ein klares Bild hat. Ich hoffte weiterhin, dass er mir das OK gibt, nach einer kurzen Bedenkzeit.

Ich habe in der Folge einen Termin bekommen, an welchem der Förster, der Wildhüter und ein Gemeinderat auf mich gewartet haben, damit sie sehen, was geplant ist. Ich durfte erfahren, dass auch in Wäldern ein extrem politisches Mikro-Klima herrscht und auch dort die Besitzansprüche ganz klar geregelt sind. Der Wildhüter hat mich explizit darauf hingewiesen, dass z.B. Lichtungen eine extrem schlechte Idee für ein Versteck seien. Für uns Cacher scheint eine Lichtung ja perfekt zu sein. Viel Platz, viele Verstecke, wenig umtrampeln des Unterholzes. Hier seine Begründung, welche mir auch total einleuchtet: Wenn ein Platz vermehrt frequentiert wird (was bei Caches einfach der Fall ist) hinterlassen die Besucher ihre Duftspuren. Diese halten das Wild davon ab, den Platz aufzusuchen, da sie es als Gefahr interpretieren. In der Folge sucht sich das Wild andere Futterplätze. Da in unserem kleinen Land die Wälder selten wirklich gross sind, werden die Tiere nach und nach aus dem Wald, auf die Felder getrieben.

Was passiert nun, wenn das Wild dem Bauern die Ernte wegfrisst und zertrampelt? Richtig, der Wildhüter wird informiert, das Tier müsse erlegt werden. Wenn er das Tier nicht erlegt hat die Jagdgesellschaft dem betroffenen Bauern den Landschaden und Erwerbsausfall zu ersetzen.. das kann teuer werden.

Ein weiterer Einwand kam vom Förster wegen den Besitzansprüchen im Wald. So gibt es dort Gemeindewald, Kooperationswald und Privatwald. Im Gemeinde- und Kooperatiosnwald hat der Förster die Kompetenz mir einen Platz zu zeigen und die Manipulationen zu erlauben. Bei Privatwald gilt das gleiche wie wenn ich den Garten vor einem Einfamilienhaus umgraben möchte – der Besitzer muss gefragt werden und einverstanden sein.

Ein letzter Einwand kam vom Förster über das Begehen des Unterholzes. Das umtrampeln von Gestrüpp, Brommbeeren, faulem Holz usw. lässt ihn ziemlich kalt. Wald ist ein Naherholungsgebiet und wenn man ein paar Sträucher umknickt dann passiert das halt – es wächst dafür an anderer Stelle ungestört. Problematisch wären die Begehungen von jungem Wald. Gerade nach den Schäden von Lothar gibt es viele Stücke die mit jungen Bäumen versehen sind. Wenn solche Bäume umgeknickt werden, ersticke man den Versuch der Aufforstung direkt im Keim.

Zu guter letzt konnte ich den freundlichen Herren auch noch erklären, dass sie jeden Cacheowner per Mail ereichen können, wenn eine Dose unpassend platziert wäre und man diese bestimmt auch ohne Diskussion entfernt oder umplatziert. Was mich dabei gewundert hat ist der Fakt, dass die Caches allesamt von Leuten mit weit über 1000 Founds versteckt wurden. Einer sogar von einem CH-Reviewer. Keiner befand es scheinbar für nötig die Gemeinde zu informieren. Dass sich die Leute dann sofort an den einen klammern, der sich meldet, ist meines Erachtens mehr als verständlich.

Ich konnte in dieser Hinsicht sehr viel mit den Gesprächen erreichen und hoffentlich einige Wogen glätten. Die Geocacher haben gerade bei den Wald-Profis scheinbar nicht so einen guten Ruf und das finde ich bedenklich. Ich habe Freude an der Natur und möchte dass auch die nächsten Generationen Freude an der Natur haben können.

Achja… bevor ich es vergesse: Meinen geplanten Cache mit den Fixpunkten kann ich mit kleinen Abweichungen (max. 50m neben dem Wunschplatz) nun verstecken. Man zeigte mir sogar Plätze die sich für etwas grösseres eigenen. Es darf gegraben, gesägt, gebohrt und getrampelt werden, ohne dass sich jemand daran stört und ohne dass die Tiere gestört werden.

In diesem Sinne rufe ich hier zu mehr Sensibilität bei Waldcaches auf.

– Auch Wald gehört jemanden, dieser Jemand sollte mit dem Versteck einverstanden sein.

– Wo Wild ist, sollten keine Caches sein. Im dümmsten Fall vertreibt man es und es muss geschossen werden.

– Baumschulen und Aufforstungen sollten undbedingt gemieden werden.

– Sprecht euch mit den Gemeinden und den zuständigen Personen ab, es verbessert nachhaltig den Ruf der Geocacher und ist ein Zeichen von gegenseitiger Wertschätzung.

– Die Förster / Wildhüter kennen unser Hobby und sind informiert über die Örtlichkeiten. Wundert euch nicht wenn Schachteln plötzlich entsorgt werden, wenn ihr den zuständigen Landbesitzer vorher nicht gefragt habt.

Ich freue mich über zahlreiche Kommentare.

Autor: sch4tzsucher

Baujahr 81, Wohnhaft im Zürcher Unterland, Grosse-Dosen-Fan

4 Kommentare

  1. Die Problematik ist klar ersichtlich. Einerseits müssen die Böxli und Hints so platziert/fixiert sein, dass die Natur nicht zu schaden kommt.
    Zudem sollte ebenfalls auf die Erwartungen/Wünsche/Regeln der Förster/Jäger rücksicht genommen werden. Ein Cache im Wald hat nur eine längere Lebensdauer, wenn die Waldbesitzer, Förster und Jäger mit dem Projekt einverstanden ist. Ich musste ebenfalls das Verschwinden einiger Posten beklagen und habe gelernt, dass Information, Kommunikation und Erlaubnis überaus wichtig ist. Ich rate allen, welche Caches im Wald verstecken, sich abzusprechen.
    Momentan bin ich mit dem Forstamt des Kanton Luzerns am „verhandeln“. Wir versuchen Regeln aufzustellen, damit das Cachen den Förster und Jäger kein Dorn im Auge ist und ihre Arbeit nicht beeinträchtigt wird.
    Werde euch auf dem Laufenden halten

    – Gregor Toggwyler –

    • Hallo Gregor

      Wenn Du im Anschluss an deine Verhandlungen einen kleinen Bericht schreiben möchtest, können wir diesen gerne hier im Blog veröffentlichen. Ich denke eine gemeinsame Lösungsfindung ist immer der beste Weg. Und wie die Zusammenarbeit mit Forst/Jagd in anderen Kantonen verläuft wäre sicherlich interessant zu erfahren.

      Gruss, sch4tzsucher

  2. Ich finde diese Aufklärungsarbeit sehr interessant und wichtig. Nur kann man die Thematik auch gleich wieder relativieren. Angenommen der Multi im Wald hat eine theoretische Frequenz von vielleicht 5 Besuchen in der Woche (so könnte ein mittelfristiger Wert definiert werden), dann ist in den meisten Fällen die Frequenz gesamthaft gesegen sehr tief. In unseren Wälder wird das ökologische Gleichgewicht nicht vorwiegend durch Cacher beeinflusst, sondern viel mehr durch Haustiere, welche ihre Notdurft in allen Teilen der Wälder erledigen. Die Frequenz, beeinflusst durch Hundehalter, liegt bei uns bedeutend! höher als die der Cacher. Das freie Herumlaufen und unkontrollierte Kot setzten abseits der Wege versetzt die Wälder definitiv in ein grösseres Ungleichgewicht.
    Vielleicht sollte man die grossen Probleme angehen und nicht die kleinen aufbauschen.
    Leicht grün angehaucht und praktisch im Wald aufgewachsen schätze und respektiere ich den Mikrokosmos in der grünen Lunge.
    Schützt unsere Wälder.

    Ich bekanke mich beim Autor für das interessante Thema.

    team.geoguemper

  3. Gute Sache. Beim 10Y-Event am 1. Mai haben wir auch einen Förster eingeladen, der uns bei einem Waldrundgang genau diese Dinge auch erklärt hat. Der Wald ist mancherorts auch in Zonen aufgeteilt, wobei es da z.B. Ruhezonen gibt, welche ebenfalls gemieden werden sollten. Das sieht man denen natürlich nicht an, darum ist es gut, wenn man sich zuvor erkundigt. Ich musste bei dieser Gelegenheit feststellen, dass einer meiner Caches auch wenige Meter innerhalb so einer Zone war. Den hab ich natürlich schleunigst verschoben. :-)

    Bei meinem letzten Cache habe ich den Förster einfach mit einem Plan informiert, wo ich eine Box platziere.

    — Attila

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